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Druckfreundliche Version (pdf)  Finanzierungsrisiko Lebensversicherung 

So funktioniert die Finanzierung
 
Wer Finanzierungsbedarf hat und einen "normales" Darlehen aufnimmt, der bezahlt über die vereinbarte Laufzeit monatliche Raten an seine kreditgewährende Bank. Von diesen Ratenzahlungen ist ein gewisser Anteil für die Tilgung des Darlehens bestimmt, ein anderer Teil ist die Zinszahlung. Oft wird ein monatlicher Festbetrag vereinbart. Weil die gesamte Darlehenssumme und damit die Höhe der Zinsen im Laufe der Zeit sinkt, steigt der Anteil der Raten, der für die Tilgung verwendet werden kann immer mehr an.
 
Wird ein Darlehen über eine Kapitallebensversicherung finanziert, bezahlt der Darlehensnehmer über die gesamte Laufzeit ausschließlich Zinsen, das Darlehen bleibt aber in voller Höhe erhalten. Parallel zum Darlehensvertrag schließt der Kunde einen Vertrag über eine Kapitallebensversicherung. Für diese Versicherung sind ebenfalls monatliche Beiträge zu entrichten.
 
Die Laufzeit und Höhe des Darlehens und der Kapitallebensversicherung sind aufeinander abgestimmt. Wenn das Darlehen zur Rückzahlung fällig wird, erhält der Kunde auch die Versicherungssumme aus der Lebensversicherung ausgezahlt. Diesen Betrag kann er nun verwenden, um den Kredit auf einen Schlag zurückzubezahlen.
 

Die Vorteile
 
dieses Modells lagen bis zu einer Änderung der Rechtslage am 01.01.2005 vor allem in der steuerlichen Behandlung. Nachstehendes gilt für alle Lebensversicherungen, die vor dem Stichtag 01.01.2005 abgeschlossen wurden.
 
Zwar ist die steuerliche Anerkennung an einige strenge Voraussetzungen geknüpft, sind diese aber erfüllt, können die Prämien zur Lebensversicherung (wenigstens teilweise) als Sonderausgaben abgezogen werden. Wird die Lebensversicherung fällig, so ist andererseits der gesamte Auszahlungsbetrag, inklusive des Zinsanteiles steuerfrei.
 
Auch die Zinszahlungen auf das aufgenomme Darlehen können als Betriebsausgaben oder als Werbungskosten (wenn z.B. eine vermietete Wohnung angeschafft wurde) steuerwirksam geltend gemacht werden.
 

Die Nachteile
 
Für den Kunden bestehen bedeutende Unterschiede zu einem "normalen" Darlehen. So kann eine Finanzierung über eine Kapitallebensversicherung in der Gesamtbelastung durchaus mit höheren monatlichen Beiträgen verbunden sein. Ob diese Mehrkosten von den Steuervorteilen kompensiert werden, ist für den Einzelnen kaum zu durchschauen. Ein Vergleich mit anderen Finanzierungsarten oder anderen Anbietern ist erheblich erschwert oder gar unmöglich.
 
Eine vorzeitige Kündigung des Darlehens ist faktisch kaum möglich, da gleichzeitig auch die Lebensversicherung gekündigt werden müßte. Die Rückkaufswerte der Kapitallebensversicherungen sind jedoch - besonders in den ersten Jahren - sehr niedrig und liegen in der Regel sogar unter der Summe der gezahlten Prämien. Außerdem wird bei der vorzeitigen Auflösung des Darlehensvertrages eine recht hohe Vorfälligkeitsentschädigung zugunsten der Bank fällig - schließlich wurde der aufgenommene Kredit mit keinem Cent getilgt. Der Kunde muß also sehr sicher sein, daß sich über die lange Laufzeit von in der Regel 12 Jahren seine Vermögensverhältnisse nicht wesentlich verschlechtern.
 
Daneben bestehen Risiken: Nur eine Mindestverzinsung ist garantiert, sinkt die prognostiziete Überschußbeteiligung der Lebensversicherung, entsteht eine Deckungslücke.
 
Ist der Vermittler dieser Finanzierung eine Bank, so besteht für sie ein besonderes Interesse an dieser Art der Finanzierung: Sie erhält neben den Kreditzinsen auch Provisionen für die Vermittlung der Kapitallebensversicherung.
 
Das muß natürlich nicht heißen, daß diese Art der Finanzierung von vorneherein unseriös ist. Allerdings ist der Vermittler verpflichtet, den Kunden über die bestehenden Risiken aufzuklären.